Aktionsform
Partnerinterview
Jeweils zwei TN befragen sich und stellen sich anschließend im Plenum gegenseitig vor.
1. Einsatzmöglichkeiten
- zum Kennenlernen am Anfang (Einsteigen)
- um Vertrauen zueinander aufzubauen
2. So wird’s gemacht:
- Erläutern und begründen Sie die Vorgehensweise (z.B. „Wir wollen heute mal etwas anderes machen als eine Vorstellungsrunde nach dem Motto ‘Meier, 34 Jahre, ledig‘“).
- Geben Sie evtl. Fragen vor (z.B. Name, Alter, Beruf, Wohnort, Hobby, Motiv für Teilnahme, Vorerfahrungen mit dem Thema). Schreiben Sie die Anregungen auf eine Tafel oder ein Flipchart.
- Bilden Sie Paare; bei ungerader TN-Zahl machen Sie selbst mit.
- Bitten Sie die TN, mit den Interviews zu beginnen. Lassen Sie evtl. Hintergrundmusik laufen, um die Scheu abzubauen, zu laut zu sein („Wartezimmer-Effekt“) (Musik).
- Nach ca. 5 Minuten geben Sie ein Zeichen oder den Hinweis, nun langsam zu wechseln.
- Nach weiteren 5 Min. Rückkehr ins Plenum. Ein Paar beginnt, sich gegenseitig vorzustellen. Derjenige, der vorgestellt wird, kann anschließend evtl. kurz ergänzen oder korrigieren. Die anderen Paare schließen sich an. Falls Sie selbst mitmachen, beginnen Sie am besten, indem Sie Ihre/n Partner/in vorstellen („SL als Modell“).
- Vor oder nachher können Namensschilder angefertigt werden. Anregung: Lassen Sie diese zusätzlich durch persönliche Farbe und/oder Symbol gestalten (Symbolisieren).
Varianten
- Die Fragen für das Interview können auch gemeinsam mit den TN gesammelt werden.
- Partnerinterview mit Karten: An einer Pinnwand hängen Moderationskarten mit Stichworten, an denen sich das Interview orientieren soll. Während des Interviews werden die Karten entsprechend beschriftet und nach der Vorstellung im Plenum angepinnt. Diese Variante bringt den Vorteil mit sich, dass während des Seminars jederzeit ein Blick auf die Pinnwand und die Informationen über die TN geworfen werden kann.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Die Anfangssituation eines Seminars ist für viele Menschen etwas Kribbeliges, Anspannendes – auch wenn sie bemüht sind, sich das nicht anmerken zu lassen. Deswegen ist es günstig, gleich mit dem Beginn ein spielerisches Element zu verbinden. Das kann unverfänglich z.B. bei der Paarbildung für das Partnerinterview geschehen: Vielleicht lassen sich auf den
Teilnehmerunterlagen, die die TN auf ihren Plätzen vorfinden, kleine Symbole anbringen oder Bilder, jeweils in doppelter Version. Oder sie können Bilder auch zum einfachen Puzzle zerschneiden. Bitten Sie die TN, sich den Partner zu suchen, der das gleiche Symbol oder Bild oder das fehlende Puzzleteil hat (
Gruppenarbeit 4: Gruppenbildung).
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- jeder TN kann schon in der ersten Phase aktiv werden und zu Wort kommen; das senkt die Hemmschwelle für weitere Äußerungen
- jeder TN lernt gleich zu Beginn einen anderen kennen; das dient sehr dem Angstabbau und fördert „Seminar-Freundschaften“
- jemand anderen in großer Runde vorzustellen ist leichter, als sich selbst zu präsentieren (Sorge: „Eigenlob stinkt!“)
- abwechslungsreicher als die gängigen Vorstellungsrunden
Nachteile/Probleme:
- relativ zeitaufwendig: in Gruppen mit wesentlich mehr als ca. 20 TN nicht mehr sinnvoll einzusetzen
- wird bereits häufig verwendet
- einseitig sprachlich orientierter Einstieg
Literaturhinweise: Klein 2006; Knoll 2007
Dr. Balkes rät: „Achtung: Das Partnerinterview ist inzwischen bereits sehr bekannt und wird häufig eingesetzt. Manch einer empfindet es schon als alten Hut. Wenn Sie also ’Weiterbildungsprofis’ in Ihrer Veranstaltung erwarten, sollten Sie eine originellere Methode wählen. Für weiterbildungsungewohnte TN ist das Partnerinterview jedoch nach wie vor eine hilfreiche Kennenlernmethode.“
Autor: Ulrich Müller