Aktionsform Special
Feedback
Feedback (Rückmeldung) umfasst eine besondere innere Haltung und bestimmte Techniken, um ein problembezogenes Gespräch zu führen. Ich bin bereit, meine Wahrnehmung über den anderen oder mein abweichendes Verständnis von etwas mitzuteilen, d.h., ich nehme mir Raum (Unterschied zum Aktiven Zuhören). Die verschiedenen Gesprächstechniken (Formulieren von Botschaften) können helfen, dass der andere mich besser versteht und er meine positive oder kritische Position leichter annehmen kann. Hauptfrage: Wie kann ich meinen Standpunkt deutlich machen?
1. Einsatzmöglichkeiten
- als eine Grundhaltung bei Gesprächen, um ein angenehmes Klima in Seminaren zu schaffen
- um evtl. brisante Konflikte zu entschärfen, die dem Gefühl entspringen, dass Grenzen übergangen werden (Störungen)
- um die eigene Sicht von Verhaltensweisen darzustellen – selbstbewusst und klar, aber fair, so dass eine gemeinsame Lösung gefunden werden kann
- um immer wieder kurz und schnell im Unterrichtsgeschehen auf „Feedback“ umzuschalten, die eigenen Grenzen zu zeigen und das gegenseitige Verstehen zu sichern
- als Basis bei verschiedenen Aktionsformen (Diskussion, Pro und Contra, Rundgespräch, TZI/Themenzentrierte Interaktion)
- als Hilfe, um verhaltensorientierte Aktionsformen auszuwerten (Video-Training, Vormachen)
2. Regeln:
Innere Haltung
- Nehmen Sie sich selbst ernst. „Was bereitet mir Unbehagen?“ „Wo schaue ich innerlich weg (Verdrängung)?“ „Wo fange ich an, Ausreden für mich und andere zu suchen (Rationalisierungen)?“ „Wo bin ich versteckt spitz-ironisch (Aggression)?“ Sich das selbst bewusst zu machen ist der erste Schritt zum Selbst-Bewusstsein.
- Entwickeln Sie eine kooperative Haltung. Machen Sie sich innerlich frei von Schuldvorwürfen an andere. Affirmationssätze: „Ich – und nicht der andere – habe ein Problem, wenn ich mich vom anderen beeinträchtigt fühle. Menschen sind in der Regel bereit, zu kooperieren und einzelne Verhaltensweisen zu verändern, wenn ich bereit bin, sie grundsätzlich zu akzeptieren.“
Gesprächstechniken
Feedback geben – Rückmeldungen formulieren
- Machen Sie „Ich-Aussagen“ (z.B. „Ich sehe das anders“, „Das irritiert mich gerade“). Ich-Aussagen haben den Vorteil, dass sie das persönliche Erleben betonen. Darüber lässt sich nicht so leicht streiten, denn das eigene Empfinden kann derjenige am besten beurteilen. Dann können Sie begründen und sind schon mitten im Gespräch. Mit Ich-Aussagen zeigen Sie etwas von sich. Sie „öffnen Ihr Visier“, wirken aber zugleich entwaffnend. Dagegen reizen sogenannte “Sie-Botschaften“ zum Kampf (z.B. „Sie haben nicht recht“, „So, Sie wissen es ja immer besser“). Sie-Botschaften kommen oft als Vorwurf an. Man- oder Wir-Sätze wirken moralisierend und vereinnahmend und provozieren Widerstand (z.B. „Man darf einfach nicht so vorgehen“, „Wir sollten endlich“).
- Nennen Sie kurz und konkret, wodurch Ihr Erleben ausgelöst worden ist (z.B. „ … weil ich hier inzwischen andere Informationen habe“, „ … weil Sie die letzte Stunde geschwiegen haben“). Entscheidend ist, dass Sie das möglichst anschaulich und nachprüfbar formulieren und nicht pauschal (z.B. „ … weil ich’s einfach besser weiß“, „ … weil Sie immer stumm sind …“).
- Zeigen Sie die Konsequenzen für die aktuelle oder weitere Gesprächssituation (z.B. „ … deshalb bitte ich Sie, sich das noch einmal zu überlegen“, „ … so, dass ich nicht weiß, ob Sie zufrieden mit dem Verlauf des Seminars sind“).
- Beschreiben Sie das Verhalten (z.B. „Sie haben sich zum Vorschlag noch nicht geäußert“). Bewerten Sie nicht das Verhalten (z.B. „Sie sind gehemmt!“). Mit psychologisierenden Rückmeldungen wird der andere vermutlich in Abwehrstellung getrieben. Mit neutralen Beschreibungen kann der Betreffende eher etwas anfangen, sein Verhalten erklären und entscheiden, ob und was er ändern will.
- Beziehen Sie sich auf begrenztes Verhalten (z.B. „bis jetzt“, „heute“). Vermeiden Sie Generalisierungen (z.B. „immer“, „dauernd“). Stark wertende Verallgemeinerungen werden bezeichnenderweise „Killerphrasen“ genannt, weil diese die ganze Person abwertend treffen bzw. deren Ideen abschießen und man nur schwer dem pauschalen „Kanonenschuss“ ausweichen kann (z.B. „Sie immer mit Ihrer Besserwisserei“, „Alles Theorie“, „Sie schon wieder mit Ihren Ideen“). Tipp für den Umgang mit Killerphrasen: s. Gesprächstechniken für Feedback annehmen – das Aufnehmen von Rückmeldungen.
- Geben Sie Feedback möglichst rechtzeitig in einem vertretbaren Zeitraum nach dem betreffenden Verhalten (z.B. „Sie haben sich in der letzten Stunde nicht mehr geäußert zu …“). Damit sich nichts anstaut und das Verhalten noch im Gedächtnis ist.
Beispiel für Feedback-Regeln im Seminar:

Feedback annehmen – das Aufnehmen von Rückmeldungen
- Hören Sie erst einmal zu. Sie können nicht wissen, was der andere sagt, wenn Sie ihm nicht zuhören. Deshalb gilt: ausreden lassen.
- Machen Sie sich klar, dass der andere nie beschreiben kann, wie Sie sind, sondern immer nur, wie Sie auf ihn wirken.
- Gehen Sie nicht in Abwehrstellung, verteidigen oder rechtfertigen Sie sich nicht.
- Reagieren Sie ggf. mit einer Ich-Aussage.
- Stellen Sie Verständnisfragen (z.B. „Was meinen Sie damit?“, „Wie meinen Sie das genau?“). Bei Killerphrasen, die ja zum wilden Vorwurfduell reizen, wirkt die offene (“Sheriff-“)Frage „Wie meinen Sie das?“ souverän entwaffnend. Wer fragt, führt.
- Seien Sie dankbar für das Feedback, auch wenn es vielleicht nicht in der richtigen Form gegeben wurde. Es hilft Ihnen, sich selbst und Ihre Wirkung auf andere kennenzulernen und dadurch sicherer und kompetenter aufzutreten.
Beispiel für Feedback-Regeln im Seminar:

3. Didaktisch-methodische Hinweise
Feedback ist eine Basishaltung, die für Sicherheit sorgt. Der andere weiß, was mir wichtig ist. TN wollen Kursleiter nicht watteweich, sondern mit Profil. Feedback erleichtert die Kompromisssuche („Jeder kommt ein Stück entgegen“) oder die Kooperation („Wir finden eine neue Lösung“). Feedback gehört zu einer guten Streitkultur, die Fairness wahrt und deeskalierend wirkt. Rückmeldungen geben ist allerdings nur eine Richtung des Gesprächs, aber nicht die einzige. Um das Erleben des anderen zu erfahren, brauchen Sie die Fähigkeit zum
Aktiven Zuhören. Persönliches, faires und konkretes Feedback ist nicht einfach. Auch hier braucht es kleine Übungsschritte.
Literaturhinweise: Bastian/Combe/Langer 2007; Crisand/Crisand 2010; Fengler 2009; Gehm 2006; Kirsten/Müller-Schwarz 2005, 2008; Tausch/Tausch 1999
Autoren: Martin Alsheimer, Mirjam Soland