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Mobile Learning

Mobile Endgeräte wie Handys, Smartphones/Tablets, Notebooks oder Navigationsgeräte ermöglichen neue Formen des Informationszugangs und der Kommunikation. Der Umgang mit diesen Geräten ist heute bereits für viele Menschen selbstverständlich und aus ihrem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die Geräte eröffnen auch eine große Vielfalt an innovativen Lehr- und Lernmöglichkeiten. Lernende können unabhängig von ihrem Standort und praktisch jederzeit auf Informations- und Lernangebote zurückgreifen, Wissen mit anderen teilen oder mit ihnen kommunizieren und kooperieren.

1. Einsatzmöglichkeiten

2. Basisinformationen 

Zum Begriff

„Mobile Learning“ kann in einem weiten Sinne verstanden werden als Lernen mit jedweden tragbaren Lerngegenständen (also z.B. auch Büchern, Messgeräten o.Ä.), oder es kann sich in einem engen Sinne auf das Lernen mit solchen mobilen elektronischen Geräten beschränken, die sich durch Online-Funktionen und -Anwendungen wie ein „Minicomputer“ nutzen lassen (z.B. Smartphone/Tablet, Notebook, GPS-Geräte, Online-Digitalkamera usw.). Es kann sich auf ein Lernen an sekundären Lernorten (z.B. „outdoor“, im Feld, in Museen o.Ä.) beziehen oder auch Lernszenarien innerhalb primärer Lernorte (Seminarräume, Schule) umfassen. Wir verstehen Mobile Learning im Hinblick auf die Medien in einem engen Sinne (nur mit elektronischen Medien), im Hinblick auf die Lernorte in einem weiten Sinne (an primären und sekundären Lernorten):

 

Mobile Learning

 

mit Geräten wie Messgeräten, mit Büchern etc.

mit mobilen elektronischen Geräten

an primären Lernorten

 

 

an sekundären Lernorten

 

 

Mobile Learning ist also ein Lernen mit mobilen elektronischen Geräten, bei denen die Lernenden unabhängig von Zeit und Ort auf Informationen, Wissen und Lernangebote zurückgreifen können, aktiv mit diesen Angeboten umgehen und auch Informationen erstellen und mit anderen teilen können.

Dabei geht es um mehr als ein „E-Learning light“, bei dem lediglich Inhalte in elektronischer Form auf portablen Geräten zugänglich gemacht, die zusätzlichen Möglichkeiten des Mediums jedoch nicht genutzt werden. Innovative Lehr-/Lernkonzepte mit mobilen Endgeräte sollen neue Lernmöglichkeiten eröffnen, die auf traditionellem Wege nicht erreichbar sind.

Möglichkeiten

Medien wie Video, Film und Folienpräsentationen erlauben es, Repräsentationen und Informationen der realen Welt in Unterrichtsräumen darzustellen. Mobile Endgeräte und die darauf laufenden Anwendungen können weit darüber hinausgehen. Sie machen Lernmöglichkeiten überall zugänglich, v.a. aber bieten sie eine Schnittstelle zwischen der digitalen und der realen (Lern-)Welt und können das Lernen unmittelbar in und an der realen Welt begleiten.

Risiken und Grenzen

Pädagogik:

Technik:

Umwelt und Soziales:

3. Didaktisch-methodische Hinweise

Fragen zur Planung

Der Einsatz mobiler Endgeräte will in den verschiedenen Bereichen sorgfältig geplant sein.

Geräte:

Sind die nötigen Geräte vorhanden und welche? Wird mit den Geräten der TN gearbeitet oder werden die Geräte von der Organisation gestellt? Wie kann verhindert werden, dass TN (vor allem in der Schule) mit älteren Geräten bloßgestellt werden?

Zielgruppe und Vorerfahrungen:

Welches Vorwissen und welche Vorerfahrung hat die Zielgruppe/haben die TN im Hinblick auf die Geräte und den Umgang damit? Können die TN mit den Geräten die geplanten Handlungen umsetzen? Wie viel Einführung benötigen sie ggf. dazu? Bei jungen Menschen können die nötigen Kenntnisse im Umgang mit den Geräten häufig vorausgesetzt werden, bei älteren müssen sie erst vermittelt/erarbeitet werden; in gemischten Gruppen kann es sich anbieten, junge und ältere TN in altersgemischten Gruppen gemeinsam arbeiten zu lassen, sodass jede(r) seine jeweiligen Kompetenzen einbringen kann und Alt und Jung voneinander lernen können.

Ziele und Inhalte:

Was sind die Ziele der Veranstaltung? Welches Wissen, welche Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Haltungen sollen aufgebaut werden? Welche Bedeutung haben die Ziele für den TN? Welche Inhalte sind für diese Ziele wichtig? Gibt es eine sachlogische Reihenfolge der Inhalte?

Design des Medieneinsatzes:

Der Einsatz mobiler Endgeräte lässt sich hinsichtlich unterschiedlicher Dimensionen charakterisieren. So kann z.B. eher die Erarbeitung vorhandener Informationen im Vordergrund stehen oder aber die gemeinsame Erarbeitung/Kommunikation zwischen den Lernenden. Diese Dimensionen eignen sich auch als Entscheidungsraster, um ein Lehr-/Lernszenario zu planen:

Dimensionen mobilen Lernens (verändert nach Lude u.a. 2013, Schaal 2006)

Information
(1, 3, 5)

< Funktion >

Kommunikation/Kollaboration (2, 3, 4, 5, 6)

Alle Nutzer an einem Ort (1)

< Verteilung im Raum >

Nutzer an verschiedenen Orten (2, 3, 4, 5, 6)

Realität wird im Medium repräsentiert
(1, 6)

< Realitätsbezug >

Realität wird aufgesucht (ortsbezogenes Lernen), Medium stellt zusätzliche Information zur Verfügung
(2, 3, 4, 5)

Information lokal auf mobilem Endgerät vorhanden
(2, 5, 6)

< Verfügbarkeit >

Information wird über Netzwerk abgerufen
(1, 3, 4)

Gleiche Zeit (synchron)
(1, 4, 5, 6)

< Zeit >

Verschiedene Zeit (asynchron) (2, 3)

Lernprozess von Lehrperson oder Programm gesteuert
(1, 4, 5, 6)

< Direktivität >

Nutzer organisiert Lernprozess selbst
(2, 3)

Wissen wird von Experten zum Lerner weitergegeben (5)

< Symmetrie >

Wissen wird von Nutzern gleichberechtigt weitergegeben
(1, 2, 3, 4, 6)

Formal
(1, 2, 3, 4, 6)

< Bildungssetting >

Informell
(4, 5)

(Die Nummern beziehen sich auf die nachfolgend beschriebenen Beispiele.)

Beispiele

Gruppenarbeit mit Smartphone/Tablet (1)

In einer Pflegefachschule tragen TN in einer Gruppenarbeit Verfahren zur Prophylaxe des Wundliegens zusammen. Der SL hat die TN ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie auch ihre Smartphones/Tablets für Recherchen nutzen können.

Schulische Hausaufgabe (2)

Im Religionsunterricht sollen Schüler über das Paradies diskutieren. Was versteht der Einzelne darunter und welche Vorstellung hat sie bzw. er? Zur Vorbereitung werden die Schülerinnen und Schüler beauftragt, mit ihrem Smartphone/Tablet oder Handy Stellen in ihrem räumlichen Umfeld zu fotografieren, die sie als „Paradies auf Erden“ bezeichnen würden. Sie speichern das Foto und die Geoposition. Mit Google Maps wird eine eigene Karte erstellt, in der die Fotos räumlich verortet sind. Diese dient als Diskussionsgrundlage.

Betriebserkundung (3)

Ein Betrieb wird von Auszubildenden in Teams erkundet (Erkundung). Jedes Team wählt einen bestimmten Bereich aus, erschließt die zu diesem Bereich vorhandenen Informationsangebote (z.B. Intranet, Betriebszeitung, Prozessbeschreibungen, Sicherheitshinweise) und dokumentiert das Gefundene auf ansprechende Weise (z.B. Texte und Fotos, kurze Videos mit Interviews von Mitarbeitern und Führungskräften). So entsteht gemeinsam ein kleiner „Leitfaden durch unsere Firma“.

Stadterkundung mit Citypoker (4)

Eine Stadterkundung wird mit dem Pokerspiel verknüpft. Die Teams bekommen Stadtkarten mit grob eingezeichneten Verstecken, (für alle sichtbar) fünf Pokerkarten und ein Aufgabenheft. Für jedes Versteck sind zwei Pokerkarten abgebildet. Ziel ist es, sein Pokerblatt im Laufe des Spiels durch Kartentausch zu verbessern (oder das der anderen zu sabotieren). Hierfür müssen Aufgaben aus dem Heft gelöst werden. Die Lösung wird dem Spielleiter telefonisch mitgeteilt. Dieser gibt dann nähere Hinweise zum genauen Versteck der Karten. Die anderen Teams werden mit WhatsApp über den Kartentausch und die neuen Karten im Versteck informiert (pro Versteck darf nur 1 Karte getauscht werden). Nach zwei Stunden endet das Spiel, und das Team mit dem besten Blatt gewinnt.

GPS-Rallye (5)

In einer GPS-Rallye (Geocaching) suchen kleine Teams versteckte Schätze (caches). Hierzu bekommen sie jeweils eine Geoposition und (verrätselte) Hinweise auf die genaue Lage des Verstecks. In der versteckten Dose liegt ein weiteres Rätsel mit Aufgaben zur Umgebung, z.B. Zählen von Eichen und Linden entlang des Wegs. Eingetragen ergibt die Anzahl zusammen mit weiteren Zahlen die nächsten Zielkoordinaten usw. Am Ende werden die Teams zu einer gemeinsamen Zielkoordinate geführt. Hier müssen sie zusammen ein Quiz lösen, das aus Teilen ihrer früheren Aufgaben besteht, und sie gelangen zum Schatz.

Story-Telling in einem Großgruppenverfahren (6)

In einem großen Bildungswerk mit mehreren Schulen, Ausbildungsbetrieben und Heimen bereiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter junge Menschen auf ein möglichst selbstständiges Leben vor. Sie begleiten Jugendliche und Erwachsene, deren Lebensläufe oft voller Brüche und Rückschläge sind; sie erleben aber auch Schicksale mit einem erstaunlichen und ermutigenden Happy End. Im Rahmen einer Veranstaltung zur Organisationsentwicklung mit mehreren Hundert TN schreiben die Mitarbeiter gemeinsam ein Buch von den Erfolgen, die sie erreicht haben. Nach einem Impuls im Plenum werden viele Kleingruppen gebildet, in denen sich jeweils 5-8 TN gegenseitig Geschichten erzählen, wo und wann sie einmal einen richtigen Erfolg ihrer Arbeit erlebt haben. Aus diesen Geschichten wählen sie die beeindruckendste aus und schreiben sie gemeinsam auf. Von ihrem Notebook aus schicken sie ihre Geschichte an ein Technikteam, das alle sammelt, aufbereitet und auf großen Plakaten im Plenumsraum aufhängt. Am Abend können alle an den Wänden über 50 „Geschichten gelungener Bildung“ lesen – eine beindruckende Dokumentation ihrer Arbeit! In der Nachbereitung entsteht ein Buch, in dem diese Geschichten zusammen mit dem Leitbild der Einrichtung veröffentlicht werden.

Literaturhinweise
Abfalterer (2010); Döring/Kleeberg (2006); Döring/Kleeberg (2011); Lude/Schaal/Bullinger/Bleck (2013); MMB (2012); Schaal (2006); Weitzel (2013)

Autoren
Armin Lude, Ulrich Müller